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Jeder Tag ist eine Trophäe: work in progress, Rom seit
09-2019


Kunst von Andrea Freiberg
inseriert: 23.03.20
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Fundstücke finde ich auf den Straßen in Rom. Abgestelltes, Weggeworfenes, Ausrangiertes… Materialien, Dinge und Alltagsgegenstände, die unbrauchbar und unnütz geworden sind und keine Verwertung mehr finden. Reste und Überbleibsel unserer Zivilisation. Im Unterwegssein bin ich ein Teil das städtischen Organismus. Ich gehe durch Straßen, über Plätze und Treppen, vorbei an Häusern, Gebäuden, Geschäften, Denkmählern, Parkanlagen und Ruinen... vorbei am Verkehrsfluss und durch den betriebsamen Lärm. Das Gehen entwickelt einen eigenen Rhythmus und die Geschwindigkeit passt sich der Neugierde und Sehlust an. Ich bleibe stehen, wenn mir etwas auffällt, mich aufhält zu erkunden und wahrzunehmen. Zerissene Plakate sind Bilder im Bild, orangene Absperrnetzte können Räume schaffen oder stehen wie kleine Bäume am Straßenrand. Sie hängen an Zäunen und Stangen. Hängen, verhangen, verweht, zerfleddert als Konterfei zur geordneten Stadtstruktur. Finden ist Erfinden. Das Finden und Auffinden ist achtsam, weniger ein Prozess des Suchens, sondern vielmehr eine aufmerksame Haltung und Wahrnehmung. Abhängig von der eigenen Tagesform und dem inneren Fokus in Beziehung zur Umwelt sind die Fundstücke immer auch ein Teil von mir selbst. Die Entdeckung ist jedes mal überraschend und das, was nicht überrascht, ist keine Entdeckung. Das Gefundene, bereits Entwertete und Ausgestoßene erfüllt im Lebensalltag keine Funktion mehr. Es ist zum Abfall geworden, abgefallen in seinem Wert und dennoch im magischen Schwebezustand zwischen Müll und Recycling im Sinne von Wiederverwertung und Neubelebung. Ich untersuche das Fundstück auf seinen formal-ästhetischen Gehalt. In Beziehung zum Raum und in Kombination zu den anderen Gegenständen werden die Dinge bedeutsam und poetisch lesbar. Alltägliche Wahrnehmungsmuster werden entkräftet, welche rein auf Funktion, Gebrauch und Wiedererkennung ausgerichtet sind. Das verfremdet Bekannte erweitert die Sinne für die Wahrnehmung einer assoziativen und poetischen Bildsprache. Die Raumbilder sind explorativ veränderbar und ergebnisoffen. Zustände und Bedingungen ändern sich. Ein laborativer Zustand des Provisoriums, welches das Potential des Wandels in sich trägt. Pulsierend, erweiternd und verdichtend. Malerei erzeugt imaginäre Bühnen