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Lose Zunge. Böse Sprüche


Kunst von sc.Happy
inseriert: 07.10.09
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Was wer je gesagt hat
Ich weiss nur sicher
Dass Andre Greiner-pol
mal gesagt hat Die Stones haben gesagt

Es gibt ne Menge Sprüche zu ner Menge Personen der Geschichte, die alle wahr und ausgesprochen sein sollen. Allerhand rhetorische Figuren treiben sich in der Menschheitsgeschichte herum.
Rhetorische Figuren in der Literatur und in den Sprachwissenschaft. Vom normalen Sprachgebrauch bis zu den abweichenden Sprachformungen ist alles vorhanden und benutzt worden, um einen schönen Gedanken durch besonders kunstvolle Ausschmückung hervorzuheben. Zugespitzter Wortsinn. Klugheit durch geschickte Wiederholung. Abwandlung oder Häufung von Wörtern.
Lässige Wortfolgen mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung. Gedanken mit dem Ziel ausgesprochen, den Inhalt semantisch zu erweitern oder zu verdeutlichen, wie intelligent wir Menschen sind. Bluff. Klangfiguren. Reim oder Alliteration seit der Antike von eben solchen rhetorischen Figuren, kultigen Rednern und Schriftstellern ausgiebig verwendet. Undf das schlimmste, der von mir geschätzte Stabreim, der auch. Ihr wisst, was ich meine: Jawoll. Die Wörter durch gleichen Anlaut gekennzeichnet wie etwa Wind und Wetter oder Mit Kind und Kegel.

ch habs mehr mit der Gegenüberstellung zweier Wörter, Begriffe, Satzteile, Sätze, die sich im Sinn der klassischen Dialektik in ihrer Bedeutung widersprechen, wodurch ein gegensätzlicher Gedanke besonders hervorgehoben wird wie:
Irren ist menschlich,
Vergeben göttlich.

Oder was der englische Dichter John Milton in seinem Gedicht Il Penseroso mit folgenden Worten ausgedrückt hat, wenn er da niederschrieb:
Oh göttlichste Melancholie /
dein überirdisches Antlitz /
ist zu hell /
als dass es das /
menschliche Auge /
erblicken kann.

Ich meine, das ist doch endlich mal ein wahrhafter Blitzgedanke, Instand-Ausruf. Stil und Mittel des reinen Affekts in Form des Aufschreis oder Zwischenrufs. Eine edle Gefühlsregung. So etwas wie gelebte Furcht, geheuchelte Trauer oder gesungener Hass, was ja in jeder dummen Situation zur Belebung beiträgt.

In William Shakespeares Drama Macbeth, ruft Lady Macbeth ja auch so dreist:
Fort, verdammter Fleck! Fort ... ! Und im Hamlet ist es der Prinz selbst, der genial die Lebensfähigkeit von uns Menschen ins Verhältnis zur Dauer der Natur setzt, die uns hoffentlich überlebt und zu uns am Ende unserer Tage sagt:
O Schurke! lächelnder, verdammter Schurke!

Ich mag es grob und böse.
Ich mag den beleidigenden Ausdrucks.
Das schmutzige oder auf seine andere Weise so unangenehme Assoziationen erweckende.
Das taktlose Wort, die nicht beschönigende Wendung.
Das Klo statt die Toilette.
Das Krepieren statt Vergehen.

Ich mag das Verspotten oder Lächerlichmachen eines dem Anschein nach ernsthaften Gedankens mit dem Ziel, das Gegenteil des scheinbar Gesagten auszudrücken. Ich habe den Hang zum schwarzen Humor in mir. Ich finde den Vorschlag des englischen Satirikers Jonathan Swift in seinem Modest Proposal, die armen Leute in Irland sollten sich aus ihrer Armut befreien, indem sie ihre Kinder an die Reichen zum Essen verkaufen sollten, heute noch sehr zutreffend, auch und gerade weil ich selbst ein Heimkind bin und wohlschmeckend zudem mit meinen 55 Lenzen; gut im Saft, ne echte Vollwertmahlzeit.

Es ist keine Beleidigung, einen wohlgebauten Bürger in Fesseln zu legen.
Es ist ein Verbrechen, ihn auszupeitschen, dass die Peitsche sein Fleisch im Geschmack verbessert.
Es grenzt keineswegs an Mord im Sinne der Volksernährung des Menschen Menschen zum Schlachten freizugeben und fachmännisch wie Kuh, Schwein, Hund, Hahn, Schlange, Igel, Meerschweinchen zu töten.
Sich vor der Tat zu kreuzigen, ich meine, wie soll man das nur nennen?

Jeder Schriftsteller soll die unbeträchtliche Ausdruckskraft anstreben, beweisen, dass er ein ausgezeichneter Schriftsteller ist, wenn er das absolute verlangt: Ein Licht für seine Füsse und eine Lampe für seinen Weg. Der schlimme Redefluss ist auf seiner Reise nicht zu bremsen. Nur die dumme Sonne geht jeden Tag auf. Es lebe die lautmalerische Nachahmung. Es lebe die Klangmalerei. Es lebe der Kuckuck, das gackernde Huhn, der Zischlaut, der brummende Kreisel zum gesunden Menschenverstand, das Paradoxa in derartigen Parolen: Rüsten für den Frieden / Der Wunsch ist Vater des Gedankens / die Mutter sein Schweigen / Der dürre Hunger zog durchs Land / und nicht durch den Kakao / Die Nacht hüllte die Stadt in ihre tiefschwarzen Schwingen / und nicht die grauen Zellen (graue Zellen für Gefängnisfenster statt Teilhaber im menschlichen Gehirn), weil: Die Vernunft verhält sich zum Glauben wie das Auge zum Teleskop.

Ha sage ich. Wer kennt sie nicht, die Jean Paul'scher Aphorismen, Sprüche, Notizen und Worterfindungen aus dem Nachlass. Zum Beispiel: Wenn eine Frau eine Gans isset, bleibt doch noch immer eine übrig. Und: Auch der Urin gibt einen schönen Regenbogen. Ich persönlich mag diesen hier: Der Rezensent ist in der Blüte seiner Jahre, was ich schon daraus sehe, dass er keine Früchte zeigt.

Oder Gloria Swanson. Legendär wie sie mir ihren Aussprüche den Glanz der Stummfilmzeit beschwor: We didn't need dialogue. We had faces. Oder den hier nachgeschoben: I'm still big, it's the pictures that got small.

Unser Altmeister Goethe soll ja gesagt haben: Es werde Licht. Das glaube ich wiederum nicht. Weil der Goethe hat so eine schlimme Aua-Aussprache gehabt, dass man den nur missverstanden haben musste, damals bereits vollends und sein Leben lang sowieso.

Und Luther mit seinen Thesen an die Tür gedonnert. Geht mir weg. Also wirklich. Das macht man doch nicht so einfach ohne grössere Medienbeteiligung. Das kann doch nict so klamm und viel zu auffällig heimlich von dem getan worden sein. Zu diesem Thema hier mein kräftiges: Nö. Luther wars nicht, auch keiner seiner treuen Kumpels. Tja. Nu. Wersch getan hat, wenn da wer überhaupt was ans Kirchentor gepappt hat, der hat vielleicht mit Luthers Eitelkeit gerechnet; nu eben - dass der mal gerne nix dazu sagt, wenn was Fremdes, Geiles, Neues ihm zugedacht worden ist, er es sich an seine eigene Brust anheften konnte, dieser Schlaumeier nämlich.

Shakespeare hat so wenig gesagt wie Britney Spaers zu sagen hat. Das weiss ich sehr genau wie ich folgendes weiss, dass am Ende unserer Menschheitstage nicht einmal der legendäre Indianer HAU gesagt oder HAWK oder HAULUNK, wie sich heutzutage alle so sicher sind.

Was aber wirklich ausgesprochen sein kann vor mehr als neunhundert Jahren, hört sich so logisch an wie allgemeingültig: ben zi bena, bluot zi bluoda / lid zi geliden, sose gelemida sin, was in der freien Übersetzung ein Zauberspruch ist und folgendes meitn: Knochen zu Knochen, Blut zu Blut / Glied zu Glied, als wären sie geleimt. Übrigens soll beim Sprechen dieser Formel eine gewisse Zauberkraft auf heutige aktuelle Zuhörer kostenlos mitgeliefert werde.
Meint sc.Happy für heute

Sich den Mund verbrennen