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28.03.24   20:22:46

Nationalsozialismus heute ... Am Beispiel der Ukraine 2024


Kanada lehnt Auslieferung von Nazi-Kriegsverbrecher ab

Dieser Mann war Jaroslaw Gunko und wurde von Kanadischen Parlamentspräsident Roth wie folgt vorgestellt: „Er ist ein ukrainischer Held, ein kanadischer Held, und wir danken ihm für seinen Dienst„.
Der Skandal um den ehemaligen SS-Mann, der bei einem Selensky-Besuch ins kanadische Parlament eingeladen wurde und dort Applaus bekam, ist um ein Kapitel reicher geworden.
Es stellte sich jedoch bald heraus, dass Gunko in der SS für die „Unabhängigkeit“ der Ukraine gekämpft hatte. Genauer gesagt, in der Division „Galizien“ der Waffen-SS, die überwiegend aus ethnischen Ukrainern bestand. Die Division „Galizien“ wurde im April 1943 auf Befehl von SS-Reichsführer Heinrich Himmler aus ukrainischen Freiwilligen gebildet. Sie diente zunächst als Strafexpeditionseinheit. Ihr Kommandeur war Generalmajor Fritz Freitag, ihr Stabschef war Major Wolf Heike. Die Kommandeure der fünf SS-Polizeiregimenter waren ebenfalls Deutsche. In Galizien kam es zu beispiellosen Gräueltaten: Hunderttausende von Zivilisten in Podolien und Wolhynien – Russen, Juden, Polen – wurden getötet. Sie sparten Kugeln und setzten stattdessen Äxte und Schaufeln ein – alles, was ihnen in die Hände fiel.

Die Ukraine zeichnet jetzt den Nazi-Kriegsverbrecher aus: Der Leiter des Regionalrats der ukrainischen Region Ternopol hat Jaroslaw Gunko nun das Ehrenabzeichen „für Verdienste um die Region Ternopol“ verhliehen. Dort heißt es, dass Gunko „für den bedeutenden persönlichen Beitrag zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte sowie für aktive karitative und öffentliche Aktivitäten“ ausgezeichnet wurde. [JR. AS]



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KÖNIGSWASSER. Ein Buch, das lustig sprudelt und wild
schäumt


Kunst von sc.Happy
inseriert: 26.05.10
Hits: 2793


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Hans ̷ Gerd Pyka

Königswasser Roman

2009 by ONKEL & ONKEL

Und? Wie heisst du? Mit diesem Satz geht der Roman los. Am Ende der Lektüre bleibt das Buch als ein insgesamt sehr sonniges Buch im Kopfe haften. Ein Buch, in dem es um Liebe, Freundschaft und die Chemie geht. Chemie mal als Schulfach, von den Freaks gemocht, unter den Gelittenen verhasst. Man denke nur: Te-tra-chlor-koh-len-stoff. Ben-zol. Xy-lol. For-mal-de-hyd. Salz-säure. Mmh, lecker, heisst es bei Pyka. Die Chemie ist vor allem die Chemie der Gefühle. Jene geheimnisvolle Chemie, die stimmen muss, soll man einander gut sein. Oh, ja. Dieses Buch will Liebe. Es ist ein Liebesroman. Im Mittelpunkt der Handlung wie im Leben auch, steht die Liebe. Die Berührung der Körper, die nicht nur Physik ist, nicht nur Mechanik. Der Roman widmet sich der Pubertät in allen Möglichkeiten. Der Roman ist der Beweis zur all der grauen Theorie zum lustvollen Leben, die nicht greift, wenn da auf der einen Seite nur der Junge ist und auf der anderen Seite der Körper ein weiblicher Körper ist. Um ihn und sie geht es. Man ist jung. Man spürt die Wallungen. Um Romeo und Julia im Chemielabor dreht sich der Roman; und dreht sich, bis sich in ihm alles nur noch um die Liebe dreht. Sie kommt und schaut nur so für sich hin, schon wird alles rosarot. Wenn sie die Richtige für ihn ist, lässt sich Zuneigung halt einfach nicht vermeiden. Die Liebe geht los, was macht man bloss?
Das Buch ist wie eine ausser Kontrolle geratene Versuchsanordnung. Alles schäumt und läuft über. Explosionen finden am laufenden Band statt. Dagegen sieht jede Wissenschaft alt aus. Und die altgewohnten Begriffe verlieren ihre Schwere. Fachjargon wird tote Substanz, wenn das pralle Leben dröhnt. Und das Leben findet in diesem Buch ungewöhnlich heftig statt. Kaum etwas bleibt unausgesprochen. Alles wird ins Zentrum der freien Reden gerückt. Herzschlag. Vorspiel. Flamingos. Erbsensuppe. Molle und Korn. Strümpfe. Schlüpfer. Ketchup. Feuersteine. Mitschülerinnen. Herbst. Sehsüchte. Ostzone. Berlin als ewige Erlebnisreich. Das tagtägliche Berufsleben. Hohe bis niederste Politik. Tanz und Musik. Flugzeuge, auch die im Bauch. Colaflaschen und Playboy-Ausgaben.
Was aber darf an diesem Buch zuerst gelobt werden? Seine Redelust, Redefreiheit. Die auf jeden Fall. Ich sage nicht zu wenig, wenn ich sage: der Autor hat Quasselwasser getrunken. Die Themen reihen sich auf eine lange Wäscheleine gefädelt. Und so übrigens ist mir der Roman, als er noch kein Buch war, sondern nur ein Haufen Seiten, zuerst begegnet. Pyka hat in seiner Not, die Seiten allesamt auf Leinen gespannt. Hunderte Seiten von doppelt so vielen Wäscheklammern gehalten. Die Seiten klammerten sich an Stricken. Das alles fand in einer Bauruine, einer toten Zementfabrik statt. Mitten in Schleswig Holstein, am Rande von Itzehoe. Viele Fenster der Fabrik waren zertrümmert. Der Wind fiel über die Blätter her. Sie raschelten. Sie redeten. Sie hielten den Winden Monate lang stand. Angenehmes Flattern erfüllte den Raum. Unvergesslich. Die Besucher gingen über den Betonfussboden wie über eine Wiese. Sie wandelten zwischen den Blättern und Wäscheleinen wie zwischen Baum und Borke. Man las mal dort mal da ein paar Zeilen. Die Leute standen und staunten und fragten, wann denn das Buch herauskommen würde. Und Pyka musste mit den Achseln zucken. Ja Gott. Er rechne sich Chancen aus, sagte er. An einem Lesewettbewerb habe er sich beteiligt. Er wäre unter den ersten sieben, die Vorlesen dürften. Man solle ihm die Daumen nur kräftig drücken.
Und nun liegt dieses Buch vor, auch wenn Pyka den Lesewettstreit nicht gewonnen hat. Dreihundert Seiten dick. Und es besticht vor allem durch seine munteren Dialoge. Es wird über alles gesprochen. Und das nicht zu knapp und dennoch immer in der knappsten Form. Hier ein Beweis. Frage: Warum hast du es denn so eilig? Antwort: Ich will Chemiker werden. Wie Justus von Liebig. Im rasanten Tempo führt der Autor uns durchs Buch. Du schlägst das Buch auf und es beginnt zu reden. Du schlägst es zu, aber die Reden hören nicht auf, sondern setzen sich fort im deinem eigenen Kopf. Ein Buch wie für den Rundfunk geschaffen. Wenn sich ein mutiger Redakteur nur findet, er hebt eine Fundgrube aus, kann lange schöpfen. Stoff genug für unzählige Rundfunksendungen. Und jede für sich ein Ereignis, behaupte ich. So beliebig und wertvoll wie die TV-Serie mit Namen Lindenstrasse. Linderstrasse heisst ab sofort Königswasser. Der Anfang ist mit diesem Buch gemacht. Der Anfang zur erfolgreichen Rundfunkserie ist mit diesem Buch garantiert. Königswasser breitet sich aus zum Königssee. Jede Seite richtig gefaltet, kommt ein Papierschiffchen zum anderen hinzu. Und siehe da. Die Königswasser weiten und beleben sich auf wundersame Weise. Mehr an Möglichkeit gibt es immer.

Eine Fundgrube also für alle Hörstückemacher